Wo man Hoffnungslosigkeit heilt
Spotlight: Der Verein Vita Nova kümmert sich um 16 afghanische Flüchtlinge und lässt sich dabei von der Energie der Jugendlichen anstecken.
Text: Muhamed Beganovic, Foto: VitaNova
Unter den Umständen ist es bestimmt nicht leicht optimistisch zu bleiben und dennoch scheint das den beiden Leiterinnen des Vereins Vita Nova zu gelingen. Ruth-Maria Schwind, pädagogische Leiterin, und Waltraud Führer, wirtschaftliche Leiterin, sitzen im kleinen und kühlen Foyer des Vereins. Fröhlich wirkende, minderjährige Flüchtlinge spazieren an ihnen vorbei, grüßen nett und verschwinden dann entweder im Garten, wo die Sonne brennt, oder im oberen Stockwerk. Die zwei Leiterinnen strahlen Hoffnung aus. Der sonnige Garten wirkt fast schon wie eine Allegorie des hier anwesenden Optimismus. Sie hoffen und beten, dass alles gut ausgehen wird für ihre 16 Schützlinge, die bis zu 21 Monate darauf warten, ihr Erstgespräch für das Asylverfahren zu führen.
Ungebrochener Optimismus
„Die Ungewissheit belastet die Medienberichte über Anschläge in und Abschiebungen nach Afghanistan wirken sich katastrophal aus: „Die Jugendlichen haben Angst, sie leiden an Schlafstörungen und sind teils verzweifelt.“ Schwind glaubt aber, dass sich die Dinge zum Guten wenden werden. Ihren Optimismus schöpft sie zum großen Teil aus der Kraft der Jugendlichen, die trotz der psychischen Belastung Deutschkurse belegen und erfolgreich absolvieren und genug Motivation finden, an der Gesellschaft teilzunehmen, sich an Regeln zu halten und fleißig zu bleiben.
Medienberichte über Anschläge in und Abschiebungen nach Afghanistan wirken sich katastrophal aus: „Die Jugendlichen haben Angst, sie leiden an Schlafstörungen und sind teils verzweifelt.“ Schwind glaubt aber, dass sich die Dinge zum Guten wenden werden. Ihren Optimismus schöpft sie zum großen Teil aus der Kraft der Jugendlichen, die trotz der psychischen Belastung Deutschkurse belegen und erfolgreich absolvieren und genug Motivation finden, an der Gesellschaft teilzunehmen, sich an Regeln zu halten und fleißig zu bleiben. Der Verein bietet psychiche Unterstützung und diverse Aktivitäten, um die Jugendlichen aufzubauen.
Vita Nova wurde Anfang 2016 mit dem Ziel gegründet, sich um unbegleitete, afghanische, minderjährige Flüchtlinge zu kümmern. Es begann mit einer herzzerreißenden Begegnung in Traiskirchen am Höhepunkt des Flüchtlingsstroms 2015. Schwind und Führer trafen auf einen jungen Flüchtling, der sie regelrecht anflehte, ihm eine Bleibe zu finden. Die Hilfslosigkeit traf sie wie ein Stein ins Gesicht und so beschlossen sie dann und dort etwas auf die Beine zu stellen. Sie suchten eine Bleibe und wurden in der Strozzigasse fündig. Sie suchten ein engagiertes Team und fanden bald eins. Unter ihnen war auch ein Mitarbeiter mit afghanischen Wurzeln, der Dari (eine der zwei Amtssprachen in Afghanistan) spricht. Daher lag es für sie auf der Hand, dass sie nur afghanische Flüchtlinge, die Dari sprechen, aufnehmen würden. Sie sehen sich nicht als Grundversorgungseinrichtung. Eher eine Rundumversorgungseinrichtung, in der den Jugendlichen von Nahrung, über psychologische Betreuung bis zur sexuellen Aufklärung alles angeboten wird.
Ihr oberstes Ziel ist es, Termine für die Erstgespräche zu bekommen. „Es ist ein Skandal, dass Kinder so lange warten müssen. Es ist fast so, als würden die Behörden warten, bis sie 18 Jahre alt werden, um sie dann leichter abschieben zu können“, sagt Schwind.
Laut Schwind und Führer sind angesichts der unsicheren Lage über Abschiebungen nach Afghanistan Geduld und Feingefühl gefragt. Auf Anraten größerer Organisationen, versuchen sie, die Behörden nicht mit Anfragen zu überhäufen, denn das könnte sich negativ auf die Akten der Jugendlichen auswirken. Sich bei der Politik darüber zu beschweren, würde zur Zeit auch nicht viel bringen, denn es ist aktuell Wahlkampf. „Ich finde es schade, dass niemand in der Politik Haltung zeigt und sich für dieses Thema einsetzt“, so Schwind. Ihre letzte Hoffnung setzt sie auf Christian Kern, der sich bis jetzt bedeckt gehalten hat. „Ich wünsche mir ein Gespräch mit dem Bundeskanzler Kern. Er hat Haltung. Er muss diese nur öffentlich zeigen“, sagt Schwind. Da ist er wieder. Der Optimismus. Und er strahlt genau so stark wie die August-Sonne.
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