Vor kurzem bezog ein guter bekannter eine Wohnung...
Vor kurzem bezog ein guter bekannter eine Wohnung ?mitten im achten?.
Die erste Begrüßung wurde ihm von einer älteren Hausbewohnerin zuteil: ?Gott sei Dank ? ein Österreicher!? schallte es durch das Stiegenhaus. Der Mann, übrigens ein gebürtiger Bayer, drehte wortlos ab. Nur wenige Tage später eine andere Begegnung. Mitten auf der Landstraßer Hauptstraße bedachte eine etwa 45jährige Wienerin drei schwarze Frauen mit einem lautstarken ?Gehts zruck nach Afrika!?.
Diesmal fragte er nach: ?Genieren Sie sich nicht?? ?Nein? feixte die Frau, ?ich genier? mich überhaupt nicht.? Sie finden das empörend? Sicherlich. Allerdings sollten Sie sich durch solche Episoden des ganz profanen Alltagsrassismus nicht den Blick auf strukturelle Zusammenhänge verstellen. Rassismus im 21. Jahrhundert, hält Andreas Görg in seinem Beitrag fest, bedeutet die Schlechterstellung von Menschen aufgrund einer anderen Herkunft.
Ausgrenzende Arbeitsgesetze, Diskriminierung im Bildungsbereich, Islamophobie, Schubhaft für Flüchtlinge, usw ? Sie kennen die Inhalte, die als rot-weiß-rote Hits in der Jukebox des politischen Populismus rauf- und runtergespielt werden. Anlass für uns, in dieser Ausgabe zu fragen, auf welche Weise gesellschaftlichen und nationalstaatlichen Ausschlüssen von MigrantInnen denn überhaupt etwas entgegengesetzt wird.
Wo findet Antirassismus in diesem Land statt? Was traut sich die EU und was der kritische Fussballfan? Welches Theater holt das Publikum auf die Bühne? Und wo haben sich migrantische Initiativen längst selbst organisiert? Österreich, einmal als Land der antirassistischen Baustellen. Übrigens, wussten Sie, dass mittlerweile alle PolizistInnen verpflichtet sind, an antirassistischen Trainings teilzunehmen?
Gunnar Landsgesell