Ralf und Sakera
Im Portrait: Binationale Paare. Foto und Text: Karin Wasner
Ralf (33) und seine Frau Sakera (35) lernten sich vor sieben Jahren auf der BOKU kennen. Als Tutor sollte Ralf der jungen Stipendiatin aus Bangladesch sein Labor zeigen.
„Am Anfang fand ich ihn gar nicht so toll,“ lacht Sakera, die einen Magister in Forstwirtschaft hat „aber er war so lieb und geduldig.“
Ralf musste mit ein paar Vorurteilen aufräumen: In Bangladesch hatte man Sakera erzählt, dass in Europa nur Alkohol aus den Leitungen kommt. „Ich habe mir literweise Wasser im Koffer mitgebracht!“. Wenn sich Menschen auf der Strasse küssten, hatte Sakera mit den vielen Obdachlosen Mitleid, die sich keine Wohnung leisten konnten, um sich zurückzuziehen. Die erste Woche aß sie nur Eier und Semmel im Kaffeehaus um die Ecke ihres Wohnheims. Es war das einzige vegetarische Gericht auf der Karte und sie fand keinen Markt, um für sich und ihren mitgebrachten Reiskocher eine Packung Reis zu kaufen.
Ralf brachte ihr Schwimmen und Fahrradfahren bei. „Kilometerweit ist er auf der Prater Hauptallee neben mir gelaufen und hat mein Rad festgehalten.“
Ein Jahr später haben die beiden geheiratet. Zuerst auf dem Standesamt, auf englisch und in Bangla Tracht. Einige Tage später klassisch, in schwarz und weiss in der Kirche, getraut von Ralfs ehemaligen Religionslehrerin.
Schwierigkeiten gab es nur anfangs mit Sakeras Familie: „Mein Papa war sehr böse.“, sechs Monate haben er und ihre Schwester nicht mit ihr geredet.
In Bangladesch ist es Tradition, dass der Vater den Bräutigam für seine Töchter aussucht. Dass Ralf kein Moslem ist, war ein Problem: „Mein Papa machte sich Sorgen, dass Ralf vielleicht trinkt und kein guter Mann ist.“ Schließlich bezahlte Sakeras Vater doch noch die Flugtickets um seinen Schwiegersohn kennenzulernen. „Du hast dir einen Guten ausgesucht,“ kam er eines abends an Sakeras Bett. Also wurde im Jänner 2012 in Kumilla zum dritten Mal geheiratet. Muslimisch und traditionell. Ein Fest das zwei Tage dauert mit vielen hundert Leuten, mit Gelbwurz angemalt und in gemietetem Gewand. Nur Ralfs Schuhgrösse 43 war in Bangladesch kaum zu bekommen.
Zur Zeit ist Ralf in Karenz, Sakera arbeitet wieder. Vor einem Jahr kam ihr Sohn Adam auf die Welt, der mit zwei wunderbaren Kulturen aufwachsen wird.
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