Warum wir helfen
Die Fotografin Karin Wasner hat freiwillige HelferInnen portraitiert, die sich am Westbahnhof um Flüchtlinge kümmern. Einige von ihnen sind seit dem ersten Tag im Einsatz, haben ihre Berufe, ihre Familien zurückgestellt, um Fremden zu helfen. Die meisten sind mit ihren Kräften am Ende und gehen trotzdem nicht nach Hause. Viele wollen nicht vor die Kamera und meinen, was sie tun, sei nichts Besonderes. Diese Meinung teilen wir nicht und wollen die unterschiedlichen Gesichter der Zivilgesellschaft zeigen, die sich für Menschenwürde und Toleranz einsetzen. Fotos, Text: Karin Wasner
Link: So können Sie Asylsuchenden & Flüchtlingen privat helfen
Kathi Bucsits, 20, kommt aus Salzburg und studiert in Wien Kultur- und Sozialanthropologie. Sie ist seit Anfang des Einsatzes täglich am Westbahnhof gewesen. „Es gibt so viele Vorurteile, niemand will genauer hinschauen. Das sind keine schlechten Menschen, sie wollen kein Geld, sie wollen nur endlich in Sicherheit sein. Die ganze lange Zeit die ich hier bin, hat mich nicht einer blöd angemacht, ich erfahre nur unendliche Dankbarkeit.“
Stefanie,18, beginnt diesen Herbst ihr Biologie-Studium und will später vielleicht Medizin studieren. „Einfach helfen! Ich wollte etwas tun, anstatt herumzusitzen und mich zu beschweren, dass man doch etwas tun muss.“
Heinz, 64, arbeitet als Feuerwehrmann und Chauffeur in Wien. In seiner Freizeit hilft er, wo er kann. „Die Menschen hier fliehen vor dem Krieg und werden auf ihrem Weg brutal misshandelt. Ich will nicht einfach zusehen, wie man Menschen wie Tiere behandelt.“
Peter, 44, ist in Ungarn geboren und lebt seit 26 Jahren in Österreich. Seit zehn Jahren arbeitet er ehrenamtlich für die Caritas und hilft am Westbahnhof in der Kleiderannahmestelle. „Ich liebe diese Arbeit, bei der ich anderen Menschen helfen kann. Es gibt nichts Sinnvolleres, das man im Leben tun kann.“
Sara, 25, studiert Harfe als Konzertfach und Musikwissenschaften. Sie ist seit dem ersten Tag am Westbahnhof. „Ich war bei der ersten Demo auf der Mariahilferstrasse, als mich meine Mutter anrief und mir erzählte, was am Westbahnhof los ist. Für uns war klar, dass wir sofort herkommen und helfen. Seitdem bin ich jeden Tag hier, obwohl ich eigentlich zuhause sitzen und üben sollte. Man muss sehr aufpassen, dass man nicht zu sehr hineinkippt. Es ist eine Herausforderung, nach allem was man hier erlebt, wieder in seinen Alltag zu finden und sein „normales“ Leben zu leben.“
Peter, 22, ist ursprünglich aus der Steiermark und studiert in Wien Politikwissenschaft. „Mensch bleibt Mensch, egal wo er herkommt. Niemand flieht freiwillig aus seiner Heimat. Ich finde, jeder sollte hingehen dürfen, wohin er möchte.“
Sandra, 44, hat ihre Firma für Unternehmensberatung und Coaching kurzfristig hintangestellt, um am Bahnhof mitzuhelfen. „Wenn so etwas vor meiner Haustür passiert, kann ich doch nicht zuhause bleiben und nichts tun. Man sieht hier soviel Verzweiflung und erlebt gleichzeitig so viel Schönes. Ich habe größten Respekt vor all den Helfern, manche sind 24 Stunden am Stück hier und können nicht nachhause gehen, weil sie sich so gebraucht fühlen. Ich bin sehr stolz, dass die Zivilgesellschaft hier so aktiv wird und sehr zornig, dass das notwendig ist.“