HC Strache, neuer Bürgermeister von Wien!
Nach dem Wahlerfolg der Tüchtigen und Anständigen: Was wird sich verändern in der neuen Hauptstadt des Abendlandes? Gastkommentar: Gebrüder Moped
Es ist passiert. Heinz-Christian Strache entscheidet die Wiener Landtagswahl für sich, wird mit einer knappen absoluten Mehrheit im Rücken die Regierungsgeschäfte übernehmen und ist neuer Wiener Bürgermeister. Ein längst fälliges und schönes Signal für die Stadt. Zeigt doch der Umstand, dass die Wählerinnen und Wähler mehrheitlich den Blauen ihre Stimme gegeben haben, wie gut es den Menschen in Wien offensichtlich geht. Ein Blick in die Kärntner Landesgeschichte beweist: Wer im Bundesland für die Freiheitlichen stimmt, muss es zumindest finanziell mehr als dick haben. Denn das kann teuer werden. Aber die bahnbrechenden Erneuerungen sind es anscheinend wert. Was wird sich verändern in der neuen Hauptstadt des Abendlandes?
Mit Photoshop aufräumen
Vorbildhaft startet der Bürgermeister mit der steifen Körperhaltung seine Amtsperiode mit der angekündigten Sammelklage gegen sämtliche Versuche der medialen Manipulation. Erstes Zielobjekt: seine eigenen Wahlplakate. „Da stimmt doch etwas nicht, die wurden doch allesamt von linksrabiaten Gegnern schamlos mit Photoshop bearbeitet“, beklagt der Wiener Bürgermeister, „oder wer soll dieser kerngesunde Jungspund auf den Drucksorten sein ohne Augenringe und ohne Rechtschreibfehler im Beitext?“
Vanillekreuzerl stärken
Aber bringt die Freiheitliche Stadtregierung nun in der Tat, wie von sozialromantischen Gutmenschen befürchtet, ausschließlich Hass und Hetze aufs politische Tapet? Mitnichten. Der Wahlerfolg der Tüchtigen und Anständigen manifestiert vielmehr die erfreuliche Tatsache, dass die österreichische Bevölkerung laut aktueller Studien generell immer toleranter wird. Die meisten Landsleute haben nämlich mittlerweile überhaupt kein Problem mehr damit, wenn jemand in der eigenen Familie Interesse zeigt für Homophobie oder Rassismus. Und genau hier setzt freiheitliche Regierungsverantwortung an. Die Rettung des Abendlandes beginnt lobenswerterweise in der österreichischen Bundeshauptstadt, in ihrer kleinsten Zelle, der Kernfamilie. Die Wiener Hausfrauen sind eingeladen, sich heuer zu Weihnachten vom Backen halbmondförmiger Vanillekekse zu verabschieden und dürfen wieder auf eine gute alte Form der heimischen Backkunst zurückgreifen: das kulturchristliche Vanillekreuzerl.
Willkommensschilderkultur
Auch die Unterbringung von Flüchtlingen wird sich entgegen aller Erwartungen deutlich humaner gestalten, als zu Zeiten des unhöflichen SPÖ-Altbürgermeisters. Flüchtlingskinder werden künftig – wie in einem Pilotprojekt bereits erfolgreich umgesetzt – von Amts wegen höchst offiziell von FPÖ-Bezirksfunktionären mit selbst gebastelten Willkommensschildern persönlich begrüßt.
Die anstehende Bildungsreform erstreckt sich zunächst auf die zunehmende Einbindung von Schulschwänzern. Die FPÖ bekämpft kompromisslos Unterrichtsverweigerer. Ein nicht ungewagtes Vorgehen: Legt es sich die Partei doch damit vor allem mit der eigenen künftigen Stammwählerschaft an. Eltern werden über das Fehlen ihrer Kids per SMS informiert, was kritische Stimmen nur bedingt als zielführende Maßnahme beurteilen. Denn das Schulschwänzen hat in Wien seit Generationen Tradition. Die meisten der Eltern werden die Kurzmitteilungen wohl nicht lesen können. Deshalb denkt der freiheitliche Apparat weiter: Parteimitarbeiter kontrollieren eigenhändig in den Schulen, ob unsere Kinder anwesend sind. Eine Win-Win-Situation, da viele der Kontrollorgane dabei selbst zum ersten Mal ein Schulgebäude von innen sehen. Die Freiheitliche Bildungsoffensive fordert weiters die lang ersehnte soziale Gleichstellung von Schulabbrechern. Immerhin dürfen auch Studienabbrecher ihren Karriereschritt seit geraumer Zeit unter dem akademischen Titel „Bachelor“ führen. Von linkslinken Träumereien wie der Etablierung einer Gesamtschule verabschiedet sich Wien unter der neuen Stadtregierung. Ein längst fälliger Schritt gegen ein wahrlich unausgereiftes Modell: Eine gemeinsame Schule für alle zehn- bis vierzehnjährigen: Was, wenn diese Schule in Vorarlberg ist?
Ungarischer Billigbesen
Kulturstadtrat wird nach ersten Informationen Andreas Gabalier, der beliebte Volksschauspieler, der bereits gemeinsam mit HC Strache in der Posse „Der Alpenkönig und der Menschenfeind“ für Furore gesorgt hat. Statt eines steuergeldverschwenderischen Fahrradbeauftragten leistet sich die neue Wiener Stadtregierung nunmehr einen internationalen Weisenrat. Ihm gehört unter anderem der ehemalige FIFA-Präsident in spe, Josef Blatter, an. In der Handlungsfähigkeit ein wenig abweichend, weltweit unbeliebt und zusätzlich konfrontiert mit laufenden Ermittlungen: Bei ihm lag die blaue Parteikarriere längst auf der Hand. Entgegen aller Erwartungen nicht dabei ist die zauberhafte Hexe und Magierin, die seit Jahren den Stadt- und Parteichef berät. Sie wurde aus der Gesinnungsgemeinschaft ausgeschlossen, als bekannt wurde, dass sie privat einen ungarischen Billigbesen fliegt.
Schwierige Zukunft für Humoristen
Einen stabilen Eckpfeiler der neuen Sicherheitspolitik stellt naturgemäß die Kriminalitätsbekämpfung dar. Wer, wenn nicht die Freiheitlichen, ist dafür prädestiniert? Kennen doch viele der aktiven Parteisoldaten das Phänomen der Kriminalität auch aus der Innenansicht. Vor allem dem Steuerbetrug geht‘s an den Kragen: verpflichtende Einführung von Registrierkassen für freiheitliche Funktionäre.
Klimapolitisches Novum: Das Verbot von Regenbögen als zu verurteilendes Wetterleuchten der Homolobby. Die Wirtschaft wird angekurbelt durch zwei neue McDrive Filialen auf der Mariahilferstraße. Und auf gesundheitspolitischer Ebene sagt man endlich den umstrittenen Sehbeeinträchtigten den Kampf an: „Natürlich gibt es Brillenträger, die sich benehmen können“, so die neue Gesundheitsstadträtin und Ärztin der Herzen, Dagmar Belakowitsch-Jenewein, „aber es sind auch immer wieder Kriminelle dabei. Das muss man sagen dürfen.“
Schwierig gestaltet sich die Zukunft lediglich für die Humoristen der Stadt. Hat man sich über die letzten Jahre doch schon so gut mit Altbürgermeister Michael Häupl arrangiert. Insbesondere sämtliche Witzchen über den Alkoholkonsum des obersten Fiaker-Fahrers haben bis heute garantiert in jeder Runde gezündet. Und da bietet Bürgermeister Strache wohl kaum eine vergleichbare Reibungsfläche. Denn in Sachen Drogen hat Strache, und das weiß man seit Jahren, eine schneeweiße Weste.
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