MO Editorial
Liebe Leserin
Lieber Leser
Zum ersten Halbjahr 2014 stellt die Arbeiterkammer Wien fest: „Das leichte Beschäftigungswachstum von 0,7 Prozent ist nach wie vor auf den Anstieg der Teilzeitbeschäftigung zurückzuführen.“ Damit ist auch schon eines der Kernprobleme benannt, das uns zur provokativen Leitfrage dieses Dossiers bewegte: Schafft der Arbeitsmarkt Armut? Zwar benutzt heute kaum jemand den pejorativen Begriff „McJobs“, den der Soziologe Amitai Etzioni Mitte der 1980er Jahre geprägt hatte, doch vielleicht nur deshalb, weil gering bezahlte Jobs, Teilzeitjobs und generell prekarisierte Arbeitsverhältnisse mittlerweile zum fixen Bestandteil des Arbeitsmarktes geworden sind. Anstellungen und damit verbundene soziale Absicherung gelten in bestimmten Branchen mittlerweile als Privileg, wie in der folgenden Geschichte „Flexible Jobs“ nachzulesen ist. Was lange Zeit vor allem aus den USA bekannt war – berufstätige Menschen, die von ihren Berufen ihre Existenz nicht mehr bestreiten können – wird durch das Credo des flexiblen Arbeitsmarktes auch bei uns zur Normalität. Für Leihfirmen bedeutet das eine rosige Zukunft, sie boomen. Doch vom Hype des Entrepreneurship zu den Schatten der Armut ist es nicht weit. In Österreich sind derzeit 14,4 Prozent der Bevölkerung von Armut gefährdet. Viele davon arbeiten.
Spannende Momente wünscht
Gunnar Landsgesell
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