MO Editorial
Liebe Leserin
Lieber Leser
Europa hätte einiges gut zu machen, sollte man meinen. Wer jahrzehntelang Diktatoren stützt, den Klimawandel durch Treibhausemissionen anheizt und leichtfertig Flurschäden in anderen – schwächeren – Ökonomien anrichtet, sollte für mögliche Folgen dieser Politik auch Verantwortung tragen. Stattdessen klagen die EU-Staaten über jeden Flüchtling, der es von Afrika auf die vor Tunesien gelagerte Insel Lampedusa schafft und sind um die Effizienz der Grenzagentur Frontex besorgt. Dass Europa sich nicht einfach so aus dem Spiel nehmen kann, wird in dieser Ausgabe zum Thema Flucht gleich mehrfach deutlich. Die Frage, die auch der Menschenrechtsexperte Manfred Nowak im Interview aufwirft, ist, auf welchen Modus sich die EU-Staaten einigen müssen, um zu einer humanen und gerechten Flüchtlingspolitik zu finden. Das derzeit herrschende Florianiprinzip der europäischen Mitgliedsstaaten sei dazu, so Nowak, jedenfalls nicht geeignet. Berichtet wird auch von zwei jungen Männern, die es auf ihrer fast unglaublichen Flucht geschafft haben, sich nach Österreich durchzuschlagen. Lampedusa bedeutete auch für sie das rettende Eiland, wenn auch nicht die Hilfe, die sie vielleicht erwartet hatten.
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MO – Magazin für Menschenrechte, vormals unter dem Titel „Moment“, erschienen, existiert seit nunmehr neun Jahren. Das Projekt ist der Versuch, breite Themen auch aus anderer Perspektive zu beleuchten. Oder Geschichten, die im Mainstream nur als Fußnote vorkommen, mehr Platz einzuräumen. Finanziell ist ein unabhängiges Magazin, das keine Medienförderung bezieht und auch von Parteien nicht mit Inseraten „versorgt“ wird, eine knappe Sache. Falls Sie sich für ein Soli-Abo von MO entscheiden, wäre das eine schöne Sache.
Spannende Momente wünscht
Gunnar Landsgesell