Editorial
Liebe Leserin
Lieber Leser
Wenn in Medien von Roma berichtet wird, fühlt man sich des Öfteren an „Framing“ erinnert. Das ist jene politische Strategie, mit der die Sicht auf ein Problem ein wenig „umgelenkt“ wird. Das eigentliche Problem wird anders dargestellt und fortan werden für das Scheinproblem Lösungen gesucht. Im Fall der Roma geht die Wahrnehmungsverschiebung offenbar Richtung Betteln und Kriminalität. Soziale Probleme schlecht Gebildeter und Armutsbetroffener geraten auf diese Weise zur Stigmatisierung einer ganzen Volksgruppe. Diese Generalisierung erzählt aber zugleich auch von einer langen Geschichte der Ausgrenzung in Europa. Hatten viele der Leute vor der Wende noch Arbeit, gehörten sie danach zu den Ersten, die sie verloren. Slowakinnen, Serben oder Rumäninnen, die als ArbeitsmigrantInnen nach Österreich kommen, erzählen teils nur ungern, dass sie der Roma-Volksgruppe angehören. In Interviews ließen wir uns aus dem Leben einiger Menschen berichten. Auch wenn es kein „Anlass“ für dieses Dossier war: Vor 20 Jahren, im Jahr 1993, wurde den Roma in Österreich der Status einer Minderheit zugesprochen. Ein gewisser Schutz und politische Rechte sowie das Aufkeimen eines Selbstbewusstseins sind damit zweifellos verbunden.
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Spannende Momente wünscht
Gunnar Landsgesell
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