Die Zukunft der Arbeit.
Die Zukunft der Arbeit. Wer darf arbeiten? Zwischen sozialer Desintegration, staatlichem Schlankheitswahn und neuen Arbeitsmodellen.
Liebe Leserin, lieber Leser,
Zuweilen wirkt es so, als würde der eigene Untergang bejubelt. Stellt die Verknüpfung von Arbeit und sozioökonomischer Sicherheit eine der großen Innovationen der industriegesellschaftlichen Moderne dar, wie es die deutsche Politikwissenschafterin Birgit Mahnkopf formulierte, so werden heute Flexibilisierung und Effizienz als höchste Werte der Postmoderne gepriesen. Viele plappern das Credo von der Verschlankung der Strukturen und dem Kampf gegen den aufgeblähten Sozialstaat nach. Genauso viele betrauern auf nahezu schizophrene Weise die ganz persönlich empfundenen Unsicherheiten über Jobverluste und die Zukunft der Pensionen. Das wirkt wie in der ZiB, wo kritischen Berichten über die Auswüchse einer deregulierten Finanzwirtschaft am Ende eine frohe Meldung über den gestiegenen Dow Jones Index folgt. Hängt vom Aktienmarkt wirklich unser Wohl ab? Ist es Zufall, dass hohe Konzernergebnisse oft im gleichen Atemzug mit dem Abbau von Stellen verkündet werden? Um die Zukunft der Arbeit scheint es jedenfalls schlecht bestellt, solange diese ein Kostenfaktor unter anderen bleibt. Auch dieser muss schließlich immer schlanker werden. Solange die Politik trotz dieser fundamentalen Umwälzungen aber am Konzept der Vollbeschäftigung festhält und eifrig immer mehr Teilzeitstellen zu Vollzeitäquivalenten zusammen rechnet, wird sich diese Schizo-Situation nicht auflösen lassen. Die soziale Desintegration ist offenbar noch nicht weit genug vorangeschritten. Dabei gäbe es eine Menge von alternativen Modellen für eine Neugestaltung unserer Arbeits- und Wirtschaftswelt. Die Soziologin und vielfache Buchautorin Frigga Haug schlägt im Interview dieser Ausgabe von MO ein Vier-Stunden-Arbeitsmodell vor. Das mag verrückt klingen. Aber wie sieht die Zukunft der Arbeit aus?
Spannende Momente wünscht
Gunnar Landsgesell