.. und was fürs Schweinderl
Liebe Leserin,
Lieber Leser,
Wieso Korruption als Thema einer Menschenrechtszeitung? Ganz einfach: weil Korruption nicht nur einen strafrechtlichen Tatbestand darstellt, sondern auch auf ein demokratiepolitisches Problem hinweist. Korruption ist ein Delikt der Mächtigen, heißt es in Hans-Martin Tillacks aktuellem Buch „Die korrupte Republik“. So schlimm, wie der marktschreierische Titel (dieser deutschen Publikation) klingt, dürfte es um Österreich nicht stehen.
Franz Fiedler, der als Mitglied von Transparency International das Thema Korruption beharrlich in die Öffentlichkeit trägt, möchte auch im Interview mit MO vor allem Bewusstsein schaffen. Wo im Fall osteuropäischer Länder von Korruption gesprochen wird, spricht man hierzulande ganz einfach von Schlawinertum.
Auch das Handaufhalten sei Österreich keineswegs fremd: Beamte fordert Fiedler deshalb auf, im Zweifelsfall bei Einladungen besser zu Hause zu bleiben. Wie sich die Politik und Wirtschaft kulturelle Ereignisse zum Marktplatz für zukünftige Gegengeschäfte eingerichtet haben, beleuchtet der Beitrag über die Salzburger Festspiele. Wenn Unternehmen kunstsinnig PolitikerInnen zum Jedermann einladen, kann sich in der Folge eine innige geschäftliche Beziehung entwickeln. Es muss aber gar nicht um große Summen gehen, Korrumption setzt – als Frage individueller Ethik – schon sehr früh ein: Wie verhält es sich etwa mit JournalistInnen, die aufgrund ihrer Pressekarte bei den ÖBB Zweite Klasse zahlen, aber Erste Klasse fahren dürfen?
Hier stellt sich die Frage: Wo bleibt die Supermarkt-Kassiererin und ihr Supermarkt-Ausweis für ein Upgrade? Oder gibt es keinen, weil sich Unternehmen wie die ÖBB einfach keinen Vorteil von der Pendlerin erhoffen? Wir haben zu fünf gesellschaftspolitisch besonders heiklen Feldern von Gesundheit bis zur schwer durchschaubaren Praxis der Staatsanwaltschaft ExpertInnen um einen Kommentar gebeten. Um Grau- und Grenzbereiche anderer Art geht es auch im Interview mit Elias Bierdel: ehemals Geschäftsführer der Hilfsorganisation Cap Anamur, hat er mit seiner Schiffscrew 37 in Seenot geratene Flüchtlinge gerettet. Das brachte ihn als Schlepper in Sizilien vor Gericht. Im Interview erzählt er über den jahrelangen Gerichtsprozess.
Spannende mo-mente wünscht
Gunnar Landsgesell